BBAW Langzeitprojekt Alexander von Humboldt auf Reisen

Wissenschaft aus der Bewegung

Vollständige Edition der Manuskripte Alexander von Humboldts zum Themenkomplex Reisen an der Schnittstelle von Kultur- und Naturwissenschaften.

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Proyecto Humboldt Digital: Initiative zur Fortbildung in den Digitalen Geisteswissenschaften (La Habana/Berlin)

Key Features

Das Akademienvorhaben „Alexander von Humboldt auf Reisen – Wissenschaft aus der Bewegung“ umfasst die vollständige Edition der Manuskripte Alexander von Humboldts zum Themenkomplex Reisen. Das Korpus der projektierten Edition beinhaltet Reisejournale, Tagebücher, Denkschriften, Publikationen in den bereisten Ländern und Regionen sowie Korrespondenzen.

Im Zentrum des Vorhabens stehen die Manuskripte sowohl der Amerikanischen als auch der Russisch-Sibirischen Reisetagebücher. Ihre Edition wird elf Bände umfassen, die im Sinne eines Hybrid-Projektes sowohl als Printausgaben als auch als digitale Edition veröffentlicht werden. Darüber hinaus werden umfangreiche Materialien aus dem Humboldt-Nachlass an der Staatsbibliothek zu Berlin-PK und der Biblioteka Jagiellońska in Krakau in separaten Materialbänden inhaltlich erschlossen und nach Themenschwerpunkten ediert.

Das Forschungs- und Editionsvorhaben erfüllt seine Aufgaben in enger Kooperation mit der Universität Potsdam, der Staatsbibliothek zu Berlin – PK, der Technischen Universität Berlin und anderen Forschungseinrichtungen in der Region Berlin-Brandenburg. Gemeinsam mit der Universität Potsdam wird die Internet-Zeitschrift „HiN – Humboldt im Netz“ zweimal jährlich herausgegeben.

Antragssteller: Prof. Dr. Ottmar Ette (Projektleitung) und Prof. Dr. Eberhard Knobloch

Beginn: Januar 2015 (geplante Laufzeit: 18 Jahre)

Das Akademienvorhaben „Alexander von Humboldt auf Reisen – Wissenschaft aus der Bewegung“ ist Teil des von Bund und Ländern geförderten Akademienprogramms, das der Erhaltung, Sicherung und Vergegenwärtigung unseres kulturellen Erbes dient. Koordiniert wird das Programm von der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften.

Mitarbeiter*innen

 

Projektleiter: Prof. Dr. Ottmar Ette

Mitantragssteller: Prof. Dr. Eberhard Knobloch

Arbeitsstellenleiter: Dr. Tobias Kraft

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:

Dr. Carmen Götz
Dr. Ulrich Päßler (stellv. Arbeitsstellenleiter)
Florian Schnee
Christian Thomas

Wissenschaftlicher Beirat

Vorsitzender: Prof. Dr. Eberhard Knobloch (BBAW Berlin)

Prof. Dr. Ottmar Ette (Universität Potsdam)
Prof. Dr. Vera M. Kutzinski (Vanderbilt University Nashville, USA)
Prof. Dr. Onno Oncken (GFZ Potsdam)
Prof. Dr. Bénédicte Savoy (TU Berlin)
Prof. Dr. Jörg Stadelbauer (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)

Projektbeschreibung Wissenschaft aus der Bewegung

Alexander von Humboldt hat über einen Zeitraum von 70 Jahren eigene (und fremde) Reiseprojekte konzipiert, gefördert, durchgeführt, reiseliterarisch dargestellt und wissenschaftlich ausgewertet. Auf seinen eigenen Reisen – vor allem durch die Amerikas, Russland, Spanien, und Italien – führte er konsequent Reisetagebücher bzw. Reisejournale, die in einzigartiger Weise seine Arbeitsweise und Wissensorganisation dokumentieren. Diese Aufzeichnungen verbinden Beschreibungen des Reiseverlaufs mit Messergebnissen, literarischen Reiseskizzen, wissenschaftlichen Essays, Laborprotokollen, Zeichnungen und Skizzen, Gutachten und Exzerpten, die für die Wissenschaftsgeschichte, Philologie, Geschichtswissenschaft, Kulturgeschichte, Anthropologie, Klimatologie, Geophysik, Vulkanologie, Religionsgeschichte, Kunstgeschichte, Ökonomie und nicht zuletzt Ökologie von höchster Aktualität sind.

Ziele & Aufgaben

Die Hauptaufgabe des Vorhabens besteht in der vollständigen Herausgabe der Reisetagebücher der zwei großen Reisen Humboldts durch die Amerikas und Russland sowie weiterer Reisen insbesondere nach England, Südfrankreich, Spanien und Italien. Von überragender Bedeutung sind gerade bei den beiden transkontinentalen Reisen die bislang fast völlig unberücksichtigt gebliebenen literarischen Reiseskizzen, Messergebnisse, Laborprotokolle, wissenschaftlichen Essays und Exzerpte, die einen noch nicht gehobenen Schatz transdisziplinär vernetzter Erkenntnisse an der Schnittstelle von Kultur- und Naturwissenschaften darstellen.

Ziel des Forschungsprojektes ist die erstmalig vollständige, historisch-kritische Edition dieses Quellenmaterials, an dem Humboldt auch nach den Reisen wie an einem lebenslangen „Projekt Reisetagebücher“ unablässig weitergearbeitet hat. Die Edition soll durch die Herausgabe derjenigen ausgewählten Briefwechsel Humboldts abgerundet werden, die innerhalb seines weltweiten wissenschaftlichen Netzwerks mit den Forschungsreisen in unmittelbarer Beziehung stehen und zusätzliche Perspektiven eröffnen.

Erst die beabsichtigte Edition ermöglicht eine text- und wissenschaftsgeschichtlich adäquate Analyse der Humboldt’schen Veröffentlichungen, da die Reisetagebücher nicht nur die lebenslange Grundlage der Textausarbeitung des Reiseberichtes bildeten, sondern in vielfältiger Weise für die Entfaltung seines amerikanischen Reisewerks (1805-1838) insgesamt sowie der Asie centrale (1843) oder des Kosmos (1845-1862) von Humboldt herangezogen wurden.

Korpus & Laufzeit Amerikanische Reisetagebücher

Die neun Bände seiner Amerikanischen Reisetagebücher, seit Ende 2013 Eigentum der Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz, ließ Humboldt gegen Ende seines Lebens neu binden (3442 S.). Sie umfassen seitdem u. a. die 49 Blatt mit Aufzeichnungen zur Reise durch Italien. Hinzu kommen die drei Handschriftenkonvolute zur russischen Reise (806 S.). Umgekehrt enthält der Nachlass in Berlin und Krakau das Spanien- und Kubatagebuch sowie Abschnitte aus der Reise durch Neuspanien (Mexico). Der Nachlass ergänzt und vervollständigt die Edition der Reisetagebücher. Als weitere Dimension muss die Korrespondenz herangezogen werden, die Humboldt im Zusammenhang mit der Planung, Durchführung, Darstellung und Auswertung der eigenen Reisen führte.

Die Editions- und Forschungstätigkeit im Vorhaben AvH-R wird von drei Editoren durchgeführt, wobei eine Laufzeit von 18 Jahren (2015-2032) geplant ist. Für die Edition der Reisetagebücher sind 11 Bände veranschlagt, für die Edition der Themenschwerpunkte aus Nachlass und Korrespondenz 5 Bände. Alle edierten Texte sollen als Hybrid-Projekt sowohl im Druck als auch digital erscheinen.

Geschichte der Alexander von Humboldt-Forschung an der Akademie

Die Alexander von Humboldt-Kommission
Im Jahre 1956 wurde von der damaligen Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin mit Blick auf Alexander von Humboldts 100. Todestag im Jahre 1959 die international zusammengesetzte Alexander-von-Humboldt-Kommission gegründet. Ihr erster Vorsitzender war der Geophysiker Hans Ertel (1904-1971). Unter seinen Nachfolgern ist der Ornithologe Erwin Stresemann (1889-1972) hervorzuheben. Von den Mitgliedern der Kommission, zu deren Aufgaben die Entwicklung eines langfristigen Arbeitsprogramms gehörte, ist besonders der Geographiehistoriker und Humboldtforscher Hanno Beck (Bonn) zu nennen. Die Kommission bestand bis 1970. Ihr Sekretär war Fritz G. Lange (1905-1993). 

Forschungsstelle Alexander von Humboldt

1958 wurde der Kommission eine Arbeitsstelle unterstellt, in der Kurt-R. Biermann (1919-2002) als wissenschaftlicher Arbeitsleiter wirkte. 1970 erhielt diese Einrichtung den Namen Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle. Sie wurde bis 1984 von Kurt-R. Biermann und anschließend bis 1990 von Horst Fiedler (1928-1990) geleitet. Bis Juli 2000 leitete Christian Suckow die Forschungsstelle. Dessen Nachfolger war für eine Überganszeit Ingo Schwarz. Ab August 2002 war die Leitung der Forschungsstelle mit einer Akademieprofessur verknüpft. Auf der Grundlage eines Kooperationsvertrages zwischen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Technischen Universität Berlin wurde der Wissenschaftshistoriker Eberhard Knobloch zum ersten Akademieprofessor in Deutschland berufen und leitete fortan die Forschungsstelle.

Am 31. Dezember 2014 wurde die zum Zentrum Preußen – Berlin gehörende Arbeitsstelle Alexander-von-Humboldt-Forschung planmäßig geschlossen. Seit 1968 waren in der Reihe „Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung“ 20 Bände mit Briefwechseln, sechs Tagebucheditionen, zwei Bibliographien, fünf Monographien und vier Bände mit Aufsätzen erschienen. Die Forschungsstelle publizierte zahlreiche kürzerer Beiträge in der Reihe „Berliner Manuskripte zur Alexander-von-Humboldt-Forschung“ und war Mitherausgeberin der Internationalen Zeitschrift für Humboldt-Studien HiN – Humboldt im Netz (ISSN 1617-5239, bisher 29 Hefte).

Die Sammlungen der Arbeitsstelle sind bis heute das weltweit reichste Archiv mit Materialien von und über A. v. Humboldt.